Donald T.

Titel: von oben herab

Titel: von oben herab

Donald T. kann anderen Menschen nicht vernünftig die Hand geben. „The Donald“ ist ein Phänomen und sollte für uns dennoch nicht so wichtig sein wie die Menschen die ihm folgen.

Donald T. kann anderen Menschen nicht vernünftig die Hand geben. Um das herauszufinden, braucht es keinen Sonderermittler. Beweise finden sich schon, wenn Sie eine beliebige Suchmaschine mit den Worten: „Donald“ und „Handshake“ füttern. Anschließend tauchen Filmchen auf, in denen man peinlich berührt beobachten muss, wie ein 70-Jähriger versucht mit einem Handschlag sein Gegenüber zu dominieren bis einzuschüchtern. Ganz alter Herr. Ganz alte Schule. 

Mehr Wähler als Deutschland Einwohner hat 

Daran kann man sich nun abarbeiten, man kann schimpfen und sich lächerlich machen. Wie man allgemein schon so viel schimpft und lacht über diesen Präsidenten. Aber man verliert dabei schnell aus dem Blick was eigentlich zählt. Nämlich, dass dieser Mann gewählter Präsident eines Staates mit 320 Millionen Einwohnern ist. Dass hinter ihm und seiner Amtsführung mehr Menschen stehen, als Deutschland Einwohner hat und, dass es diese Menschen sind die zählen, nicht Donald T.

Denn was für Demütigungen und Kränkungen müssen Millionen von Amerikanern erfahren haben, dass sie so einem Menschen ihr Vertrauen schenken? Was für eine politische Bildung und gesellschaftliche Stimmung herrscht dort vor, dass sie es zulassen und begrüßen, wie ein Mann mit der Abrissbirne durch ihr demokratisches System und durch die internationale Diplomatie wütet? 

Ich weiß es nicht. Fragen Sie die Soziologen, Politikwissenschaftler und Geistlichen. Oder besser noch, fragen Sie die Leute selbst.

Erosion der Institutionen auch bei uns

Was ich aber weiß ist, dass was in Amerika funktioniert, unter den richtigen Umständen ebenso in Deutschland, Portugal, in Libyen oder auf den Philippinen klappt. Nicht die großen Männern an der Spitze, sondern die Umstände unter denen sie an die Macht kommen, müssen wir ins Auge nehmen. Und dann fällt auf, dass der Einsatz für oder gegen eine politische Strömung vor allem Basisarbeit ist. Dass es gilt unsere Mitmenschen in ihrem alltäglichen Leben zu berühren. Mensch unter Menschen zu sein. Grüßen im Treppenhaus, ein vernünftiges Pausengespräch auf der Arbeit, ehrenamtlicher Einsatz in einem Verein. Aufeinander achten und solidarisch sein, sich respektieren.

Diese Dinge lassen eine gesellschaftliche Stimmung entstehen, in der Menschen sich aufgehoben fühlen und Missmut ebenso wie Ignoranz keinen Platz hat. Und wenn, dann nur einen ganz vorne im Parkett.

Es gilt stets daran zu denken:
Ein gekränkter Mensch ist auch ein gekränkter Wähler.

 

Bildquelle: © Florian Kiel

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